Liebe Steinener BürgerInnen,
da Corona es uns nicht leicht gemacht hat und Veranstaltungen jeglicher Art nur sehr eingeschränkt möglich waren, freue ich mich sehr über alle Fragen an Herrn Braun, die bei mir angekommen sind. Wie versprochen wurden diese von Herrn Braun beantwortet. Das Interview finden Sie außerdem im Amtsblatt.
Hallo Herr Braun. Ich freue mich sehr, dass Sie sich bereit erklärt haben, den Bürgern Steinens einige offene Fragen zum Thema Gemeinschaftsunterkunft (GU) und Anschlussunterkunft (AU) für Geflüchtete zu beantworten.
Hallo Frau Wolter. Ja, sehr gerne. Da wir aufgrund der schwierigen Situation durch Corona nur unter sehr erschwerten Bedingungen Veranstaltungen durchführen konnten, finde ich dieses Interview eine gute Möglichkeit um die BürgerInnen zeitnah zu informieren.
Es gingen einige Fragen zu dem Thema AU ein, vor allem aber zur neu geplanten GU. Da einige Fragen mehrfach gestellt wurden und zum Zwecke der Übersicht habe ich wenige Punkte zusammengefasst. Beginnen wir mit den grundlegenden Fragen:
Wie hoch wird die Anzahl der Geflüchteten in der GU sein?
Für die Unterkunft in Steinen ist eine Höchstzahl von 60-70 Personen vom LRA vorgesehen.
Für welchen Zeitraum ist die GU geplant?
Die GU ist nach Aussage des LRA für den Zeitraum von 18 Monaten vorgesehen.
Und wann werden die ersten Geflüchteten die GU beziehen?
Laut Aussage des Landratsamtes (LRA) kann die GU nicht vor Mitte Mai aus bautechnischer Sicht in Betrieb gehen. Das ist der aktuelle Stand der Dinge.
Wie wird die Versorgung der Geflüchteten mit Wohnraum (Anschlussunterbringung) nach der GU aussehen? („Viele Geflüchtete haben ja eine Wohnsitzauflage in Steinen“*)
Das Zuweisungsverfahren von einer GU in die Anschlussunterbringung ist voneinander unabhängig. Natürlich wird versucht den Prozess der Integration zu unterstützen, um die sich in Steinen wohlfühlenden Flüchtlinge zu behalten, und ihnen eine langfristige Perspektive zu geben.
Üblicher Weise ist eine Kommune, die sich bereiterklärt hat eine GU in der Gemeinde aufzunehmen, in dieser Zeit von AU-Zuweisungen befreit.
Anmerkung der Quartiersmanagerin: BewohnerInnen einer GU haben nach Ablauf ihrer Wohnzeit in der GU keine Wohnsitzauflage in der jeweiligen Gemeinde der GU, sondern anschließend in der Gemeinde, der sie durch den Landkreis zugeteilt worden sind.
Ist eine Nachfolgeunterkunft für die Geflüchteten geplant und wenn ja, wo?
Um hier keine sozialen Brennpunkte in Steinen entstehen zu lassen, ist es das Ansinnen der Gemeinde die Flüchtlinge im Gemeindegebiet gleichmäßig zu verteilen. Dies auch mit dem Ziel die Integration besser gewährleisten zu können. Unsere Neubürger sollen ja nicht separiert und ausgegrenzt werden. Daher beabsichtigen wir mit dem Bau von sozialgerechten Wohnungen eine gesunde Mischung der unterschiedlichsten Bewohner zu erreichen.
Alte und Junge, genauso wie Menschen mit Migrationshintergrund und ohne, völlig wertfrei und unvoreingenommen.
Es gab auch einige Fragen zur Ausstattung der GU.
Wozu werden in dieser Containeranlage sieben Raumeinheiten zur Nutzung für die Verwaltung benötigt?
In den Unterkünften muss es Möglichkeiten für Gespräche und Treffen von auch Seiten der Betreuer und Leitung geben. Daher sind die einzelnen Funktionen unabhängig von den Planbezeichnungen von den handelnden Parteien einzuteilen und aus deren langjährigen Erfahrung heraus sinnvoll zu organisieren.
Wird es – wie in Kandern – Container für Familien geben?
Die Anlagen werden multifunktional aufgebaut. Somit ist bei besonderen Familienkonstellationen ggf. eine Anpassung möglich.
Werden die Kochmöglichkeiten für die GU-Bewohner außerhalb der Wohnbereiche aufgestellt, so dass diese durch Regen und Kälte dorthin gelangen? Haben die Leute in ihrem Wohnbereich genügend Platz, um Nahrungsmittel zum Kochen vorzubereiten (Arbeitsplatte)?
Hier haben sich bereits im Vorfeld die beteiligten Betreuer Gedanken gemacht und ihre Erfahrung in der Planung einfließen lassen. Daher ist es wichtig beim Bau, sowie auch beim späteren Bezug, flexibel auf die Bedürfnisse und Hinweise des Teams einzugehen. Hier kann auch in Steinen auf jahrelange Erfahrung im Zusammenspiel von Bewohnern, Betreuern und Ehrenamtlichen zurückgegriffen werden.
Wird es einen Gemeinschaftsraum geben?
Ja, da sich auch in der Vergangenheit die Arbeit in der Gemeinschaft und die übergreifenden Kontakte immer sehr gut bewährt haben.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind ja in Steinen eine sehr relevante Unterstützung für die Gemeinde. Es gab einige Fragen dazu, wie diese unterstützt werden können.
Wird es eine Infoveranstaltung geben, um zum einen Verständnis in der Bevölkerung zu schaffen und zum anderen ehrenamtliche HelferInnen zu finden, die die geflüchteten Menschen begleiten? Wird diese Infoveranstaltung per Zoom oder persönlich stattfinden?
Nach Absprache mit dem zuständigen Dezernat im LRA wird es zu mehreren Veranstaltungen kommen. So ist geplant, einen Tag der offenen Tür vor Bezug der Einrichtung anzubieten, um hier möglichst niederschwellig Ängste und Hemmnisse gegenüber der GU gar nicht erst entstehen zu lassen. Je nach Pandemielage wäre uns der persönliche Kontakt am sympathischsten. Auch später bei den öffentlichen Kontakten und Veranstaltungen mit den künftigen Bewohnern.
Wie kann die Gemeinde ehrenamtliche HelferInnen unterstützen, helfende Hände zu gewinnen?
Wir werden mit unseren qualifizierten MitarbeiterInnen aus dem sozialen Bereich immer gerne beratend zur Verfügung stehen. Auch werden wir die wichtige Vernetzung aller Beteiligten tatkräftig unterstützen. Hier bieten wir mit Gemeindeblatt und Homepage eine zusätzliche Plattform der Verständigung.
Gedanken machen sich die Bürger auch dazu, wie das Leben der Geflüchteten in Steinen aussehen wird. Dazu gab es folgende Fragen:
Werden Sie – Herr Braun – sich persönlich an Vereine und Schulen wenden und um aktive Beteiligung bei der Betreuung bitten?
Wie in den vergangenen Jahren ist es für eine gelingende Integration wichtig, dass wir uns alle mit diesem Thema befassen sollten, um Barrieren und Hemmnisse auf beiden Seiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Somit ist es für mich auch ein persönliches Anliegen eng in diesem Prozess als Bürgermeister eingebunden zu sein und die Gespräche mit den Trägern dieser Einrichtungen entsprechend zu führen.
Die Hausarztpraxen in Steinen sind voll und es werden kaum noch neue Patienten aufgenommen. Wie werden die Leute in der GU versorgt?
Hier ist es natürlich Aufgabe der professionellen Begleiter und Betreuer auch die gesundheitlichen und körperlichen Bedürfnisse der Mitbewohner im Blick zu behalten. Ggf. kann hier der direkte Weg über die Gesundheitsbehörde erfolgen, bzw. über die Kolleg*innen der Kreiskliniken.
Gibt es schon Ideen, wie gerade bei der angespannten Lage in den Kitas Kleinkinder außerhalb der GU betreut, begleitet und gefördert werden?
Da wir noch nicht wissen, wer zu uns kommen wird, bzw. in welcher Altersgruppe Kinder zu betreuen sind, muss hier spontan reagiert werden.
Somit ist die gute Vernetzung sehr wichtig, um die erforderliche Versorgung in Kitas zu organisieren, die Teilnahme am Schulunterricht gesichert ist, bzw. über Hilfskräfte oder Tagesmütter eine individuelle Lösung organisiert werden kann.
Je früher wir auf die Flüchtlinge zugehen, den ersten Schritt der Integration und des Vertrautmachens mit unserer Gesellschaft hinbekommen, desto besser die Chance auf ein verständnisvolles und harmonisches Miteinander.
Herzlichen Dank für das Interview!